Als ältestes Gemeinderatsmitglied nahm Edgar Schaefer (rechts) dem neu gewählten Ersten Bürgermeister Klaus Thoma den Amtseid ab.
Eine offene und faire Diskussionskultur

Kreuzwertheim. Erst war es feierlich und würdevoll, dann wurde gearbeitet. Der neu gewählte Kreuzwertheimer Marktgemeinderat mit dem ebenfalls neuen Ersten Bürgermeister Klaus Thoma an der Spitze kamen am Dienstag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. In deren Mittelpunkt stand zunächst die Vereidigung Thomas und der erstmals gewählten Kommunalpolitiker. Es galt, erste Entscheidungen zu treffen und auch das "normale Tagesgeschäft" kam nicht zu kurz (siehe weitere Berichte).

 

An Edgar Schaefer als dem an Lebensjahren ältesten Gemeinderatsmitglied war es, dem bisherigen Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Kreuzwertheim und seit 1. Mai amtierenden Ersten Bürgermeister den Eid abzunehmen.

In seiner, mit viel Beifall bedachten, Antrittsrede bedankte sich der Nachfolger von Horst Fuhrmann zunächst noch einmal für den sehr fair verlaufenen Wahlkampf. Die Kreuzwertheimer Bürgerinnen und Bürger, aber auch viele Beobachter von außerhalb "haben immer wieder betont, wie angenehm sie diesen fairen Umgang miteinander empfanden". Damit habe man "ein starkes Zeichen gesetzt" und "eine ausgezeichnete Ausgangsbasis für eine vertrauensvolle, offene und gute Zusammenarbeit". Die kommenden sechs Jahre sollten von einer Kultur geprägt sein, die es erlaube, unvoreingenommen Ideen in den Gemeinderat einzubringen. Dabei solle man auch ungewöhnlichen Vorschlägen den notwendigen Raum geben.

"Vor allem sollte es keine Rolle spielen, von welcher Gruppierung oder Person die Ideen und Vorschläge eingebracht werden. Ausschlaggebend sollten allein das Wohl der Gemeinde und ihrer Bürgerinnen und Bürger sein", so Thoma. "Wir sollten den Mut haben, einerseits zu unseren getroffenen Entscheidungen zu stehen", für diese um Verständnis bei den Bürgern werben und die Beweggründe, die dazu geführt hätten, erläutern. "Andererseits sollten wir auch fähig sein, etwaige Fehler einzugestehen."

Der neue Bürgermeister warb für "eine freie, transparente und offene Diskussionskultur". Der Gemeinderat sei keine geschlossene Gesellschaft und könne keinen Alleinvertretungsanspruch für die örtlichen Belange für sich reklamieren. "Erst recht besitzen wir nicht die alleinige und selig machende Weisheit." Er wolle aktiv dazu beitragen, die Diskussionskultur zu öffnen, versprach der Redner.

Die Gemeinde stehe gut da, doch dürfe man sich auf dem Erreichten nicht ausruhen. Bei jeder Entscheidung seien Nachhaltigkeit, die Belange des Umweltschutzes, die Generationengerechtigkeit und der vernünftige Umgang mit den Ressourcen zu berücksichtigen. "Es gilt, unser großes Potenzial in Kreuzwertheim gemeinsam zu nutzen."

Mit Präsenten und anerkennenden Worten verabschiedete der Bürgermeister die ausgeschiedenen Gemeinderäte Helmut Dümmig und Gerhard Lusiardi, die an der letzten Sitzung des alten Gremiums nicht hatten teilnehmen können, sowie den bisherigen Ortssprecher von Unterwittbach, Matthias Nickel, der nicht wiedergewählt worden war (wir berichteten). Die erstmals gewählten Mitglieder des Marktgemeinderates, Michael Huth, Andreas Drescher, Stefan Schuck, Doris Szabo, Jo Krimm und Frank Theobald wurden vereidigt.

Nachdem man einstimmig beschlossen hatte, dass für den Ersten Bürgermeister wieder zwei Stellvertreter bestellt werden und diese ehrenamtliche Bürgermeister sein sollen, wurde es zum ersten und einzigen Mal spannend in dieser Auftaktsitzung.

Es sei "nachvollziehbar, Silvia Klee für das Amt des Zweiten Bürgermeisters vorzuschlagen", meldete sich Andreas Schmidt für die Fraktion SPDPlus zu Wort. Klee habe als Bürgermeisterkandidatin das Vertrauen vieler Wählerinnen und Wähler und als Gemeinderatskandidatin mit weitem Abstand die meisten Stimmen aller 48 Bewerberinnen und Bewerber erhalten. Sie zeichne sich durch ihre "ruhige, besonnene und absolut faire Art" aus.

Für die Freien Wähler Kreuzwertheim schickte Reinhold Dosch dagegen Frank Theobald ins Rennen. Die Freien Wähler hätten die meisten Stimmen bei der Wahl erhalten und stellten die größte Fraktion im Gemeinderat, begründete er den Anspruch auf die Position. Bei der Kommunalwahl am 16. März hatten die Freien Wähler sechs Sitze im Gemeinderat errungen, einer ihrer Mandatsträger fehlte am Dienstag. CSU und SPDPlus sind mit jeweils fünf Gemeinderäten im Gremium vertreten. Stimmrecht hat auch der Erste Bürgermeister.

In geheimer Abstimmung setzte sich Silvia Klee mit zehn Stimmen durch, Theobald erhielt sechs Stimmen. Auf die gleiche Zahl kam er bei der Wahl des Dritten Bürgermeisters, für die Andreas Drescher namens der CSU Günter Kohrmann vorgeschlagen hatte, der mit zehn Stimmen gewählt und gemeinsam mit Silvia Klee vereidigt wurde. ek

© Fränkische Nachrichten, Donnerstag, 15.05.2014

Link zum Artikel: http://www.fnweb.de/region/main-tauber/kulsheim/eine-offene-und-faire-diskussionskultur-1.1699727

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